Jack Kerouac

Jack Kerouac, eigentlich Jean-Louis Lebris de Kérouac geboren am 12. März 1922 in Lowell, Massachusetts; † 21. Oktober 1969 in Saint Petersburg, Florida), war ein US-amerikanischer Schriftsteller franko-kanadischer Herkunft und einer der wichtigsten Vertreter der Beat Generation.

Jack Kerouac

Leben
Jack Kerouac stammte aus einer franko-kanadischen Familie römisch-katholischen Glaubens. In der Familie wurde der französische Dialekt Joual gesprochen, und als Kind lernte er erst mit seiner Einschulung die englische Sprache. Der frühe Tod des älteren Bruders Gérard (1916–1926) war für den vierjährigen Jack ein tragisches Ereignis, das er in Visions of Gerard zu verarbeiten versuchte. Der Vater Leo Kerouac starb am 16. Mai 1946.

Kerouacs sportliche Erfolge brachten ihm 1940 bis 1941 ein Stipendium an der Columbia University in New York ein, wo er zusammen mit Kommilitonen wie Allen Ginsberg und William S. Burroughs die Zelle der Beat Generation bildete. Die Beatniks gelten als erste Vertreter des Genres Popliteratur.

Infolge eines Beinbruchs verließ Kerouac die Universität und trat der United States Merchant Marine, der US-amerikanischen Handelsmarine, bei. Die Kriegsmarine hatte Kerouac abgewiesen. 1943 konnte er schließlich doch noch zur United States Navy wechseln, er wurde aber bereits im Jahr darauf als paranoid-schizophren eingestuft und aufgrund dieser Diagnose entlassen. Hinweise auf seine Zeit auf See findet man in The Sea is my Brother.

Zwischen seinen Seereisen blieb Kerouac bei seinen Studienfreunden in New York. Er traf sich mit Allen Ginsberg, Neal Cassady, Lucien Carr und William S. Burroughs, die ihn beeinflussten und sein autobiografisch gefärbtes Werk mitprägten.

Es waren Kerouacs wildeste Jahre – mit Wein, Drogen, sexuellen Abenteuern und Reisen durch die USA, Mexiko, Nordafrika und Europa. Diese Reisen legten den Grundstein für seine Romane, die in einem von Drogen und rhythmischer Umgangssprache geprägten Stil geschrieben sind. Auch die Musik des Bebop und der Zen-Buddhismus begeisterten ihn; in einem Nachruf bezeichnete Kerouac den Jazzmusiker Charlie Parker als „Buddha“.

1944 ehelichte er Edie Parker. Diese erste seiner insgesamt drei Ehen hielt nur zwei Monate. Von 1946 bis 1948 schrieb er den Roman The Town and the City, der 1950 erschien. Dieser erste veröffentlichte Roman erhielt gute Kritiken, verschaffte seinem Autor aber kaum Ruhm.

Zwischen 1947 und 1950 reiste Kerouac mit dem oft als „irre“ bezeichneten Neal Cassady kreuz und quer durchs Land. Cassady war für Kerouac die Verkörperung eines romantischen Ideals von Amerika: rastlos, abenteuerlustig, sexuell überaktiv – ein Cowboy, der das Pferd gegen ein Auto getauscht hat. Kerouac saß meist nicht selbst am Steuer, er war stets lieber Beifahrer und Beobachter.

Kerouac fand zunächst keine Sprache für das Erlebte, die wilden Partys, die Rastlosigkeit und künstlerischen Visionen seiner Freunde, das Leben aus Gelegenheitsjobs und Kunst. Erst der frische und ekstatische Stil, in dem Cassady ihm Briefe schrieb, erschien Kerouac als der richtige Zugang zu dem Lebensgefühl und so entstand 1951 der Roman On the Road (deutsch: Unterwegs), der aber erst 1957 veröffentlicht wurde. Das Manuskript tippte er in nur drei Wochen auf eine lange, aus zurechtgeschnittenen Bögen Zeichenpapier zusammengeklebte Rolle – und nicht, wie es eine landläufige Legende zu wissen behauptet, auf eine Rolle Fernschreiberpapier. So musste er sich während des Schreibflusses nicht mehr um den Papierwechsel kümmern. In einem Brief an Neal Cassady assoziierte Kerouac die lange Papierbahn außerdem mit der titelgebenden Landstraße. Die Rolle wurde am 22. Mai 2001 von dem Besitzer des NFL Teams Indianapolis Colts, Multimillionär Jim Irsay, bei Christie’s für 2.426.000 Dollar ersteigert – mehr als Kerouac mit seinen Büchern insgesamt verdient hat. Die Rolle wird gelegentlich öffentlich ausgestellt.

On The Road war Kerouacs Durchbruch und der Höhepunkt seiner Karriere. Damit wurde er zur zentralen Figur der Beat Generation und auch für Verleger interessant. Eine Zeitlang konnte Kerouac vom Schreiben leben, wenn auch nicht in großem Stil. Kerouacs Schreibstil zeichnet sich durch eine hektische und atemlose Phrasierung aus. Es gibt Sätze, die über sieben oder acht Zeilen gehen, bisweilen nehmen sie eine ganze Seite ein. Manche erinnert die Art und Weise an Improvisationen der Jazzmusik. So scheint es kein Zufall, dass Kerouac in seinen Werken viel über Jazzmusik und Jazzmusiker schreibt.

Mit dem Ruhm begann auch Kerouacs Niedergang: Von der Kritik ignoriert, verrissen und verlacht, von Fans verfolgt, die ständig mit ihm trinken und herumfahren wollten, seine Freunde Ginsberg und Burroughs irgendwo unterwegs, versank er zunehmend im Alkohol und flüchtete sich immer öfter in das Haus seiner Mutter. Die Rolle als „King of the Beats“, die ihm aufgedrängt wurde, stieß ihn immer mehr ab, weil seine Vorstellung von Literatur und einer unverfälschten, spontanen Schreibweise („spontaneous prose“) nicht verstanden wurde. Die Medien sahen nur junge Männer und Frauen, die ein Rumtreiberleben führten, Drogen nahmen und seltsamen Ideen von der Freiheit Amerikas nachhingen. Bald schon war die Karikatur der Beats, der bongospielende Rumhänger und Kiffer im Ringelshirt mit Ziegenbart, in Filmen und Fernsehserien zu sehen. Man konnte für Partys „Beatniks“ buchen und dergleichen mehr. Die Kommerzialisierung dieser literarischen Jugendbewegung nahm überhand. Kerouac wurde immer verbitterter. Zu alledem beachtete ihn die Literaturkritik weiterhin kaum oder tat seine Bücher als „Geschreibsel“ (Truman Capote) ab. Kerouac litt weiterhin ständig unter Geldnot und zog mit seiner Mutter mehrfach von Florida an die Westküste und wieder zurück. Er trank regelmäßig und baute körperlich sichtlich ab.

1966 heiratete er ein drittes Mal, und zwar die Schwester eines Jugendfreundes, Stella Sampas. Mit ihr und seiner Mutter zog er erst in seine Heimatstadt Lowell und dann nach Saint Petersburg in Florida, wo er, von Alkohol und anderen Drogen zerstört, am 21. Oktober 1969 starb. Kerouacs Beerdigung wohnte unter anderem Bob Dylan bei, das Grab liegt auf dem Edson Cemetery in Lowell. Das Grabmal von Kerouac taucht in dem Musikvideo zu Bob Dylans Lied Series of Dreams aus dem Jahr 1989 auf.

Buchcover

Sein Werk
Kerouac beendet 1943 einen ersten ernsthaften Roman, The Sea is my Brother (2010 veröffentlicht). Er schreibt 1946 bis 1948 an The Town and the City (1950), seinem ersten veröffentlichten Buch. Danach beginnt er Doctor Sax, gibt es aber zunächst für die Arbeit an On the Road auf, mit der er im Herbst 1948 beginnt. Im März 1949 entsteht eine zweite Fassung, später eine weitere und die erste von Pic. Das berühmte Rollen-Manuskript seines bekanntesten Romans schreibt er in drei Wochen im April 1951, kurz danach die Buchfassung. Das Buch kann aber erst 1957 erscheinen. Die mit On the Road 1951–52 entstandenen Visions of Cody werden erst 1973 publiziert. Kerouac beendet 1952 das mehrfach unterbrochene Doctor Sax (1959), als er bei Burroughs in Mexiko-Stadt wohnt. Er beginnt October in the Railroad Earth in Kalifornien bei den Cassadys. Seine Teenager-Romanze Springtime Mary entstand Anfang 1953 in New York; erschienen als Maggie Cassidy (1959). Kerouac schrieb The Subterraneans (1958) im Oktober 1953, angeblich in nur drei Nächten. 1953–54 entstand ebenfalls in New York Some of the Dharma. 1954 entstand bei den Cassadys das Gedicht San Francisco Blues. Im Sommer 1955 der Gedichtband Mexico City Blues (1959) in Mexiko. Dort beginnt er auch Tristessa (1960), das er 1956 beendet. Sein Buddha-Buch Wake Up (2008) entsteht ebenfalls 1955. Visions of Gerard (1963) schreibt er 1956 bei seiner Schwester in North Carolina, The Scripture of Golden Eternity und Old Angel Midnight entstehen 1956, als er gemeinsam mit Gary Snyder in Marin County ist. Er verbringt den Sommer in Washington State in der Wildnis. Im September ist er in Kalifornien und Mexiko und beendet Tristessa. Er verfasst Buch Eins von Desolation Angels. Buch Zwei, Passing Through, entsteht im Juli 1961 in Mexiko. Desolation Angels wird 1965 veröffentlicht. Kerouac ist im September 1957 in Tanger und tippt Burroughs Manuskripte für Naked Lunch ab. The Dharma Bums (1958) entsteht im November 1957 in Orlando, Florida. Kerouac kauft 1958 ein Haus in Long Island und beginnt Lonesome Traveller (1960), Big Sur (1962 veröffentlicht) bezieht sich auf einen ruinösen Aufenthalt in Ferlinghetti cabin bei Big Sur im Juli 1960. Das Buch entstand im Oktober 1961 in Orlando. Satori in Paris (1966) wurde im Juli 1965 in Paris geschrieben und zuerst in der Evergreen Review veröffentlicht. Pic (1971) entstand im Wesentlichen schon 1950 und wurde 1965 in Florida beendet. Vanity of Duluoz: An Adventurous Education (1968) entsteht von März bis Mai 1967 in Lowell, Massachusetts.

Bücher
The Town and the City. 1950.
deutsche Übersetzung von Hans Hermann (gekürzt): The town and the city. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1984, ISBN 3-499-14971-0.
On The Road. 1957.
deutsche Übersetzung: Unterwegs. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1959. (Neuübersetzung: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-22225-6)
Neuauflage übersetzt von Ulrich Blumenbach: On the Road. Die Urfassung. 2010, ISBN 978-3-498-03550-1.[9]
The Subterraneans. 1958.
deutsche Übersetzung von Hans Hermann: Bebop, Bars und weißes Pulver Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1979, ISBN 3-499-14415-8.
The Dharma Bums. 1958.
dt. Ausgabe: Gammler, Zen und hohe Berge. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1963. (ebendort 1971, ISBN 3-499-11417-8)
Doctor Sax. 1959.
dt. Ausgabe: Doctor Sax. Beat-Roman. Heyne, München 1987, ISBN 3-453-35088-X.
Mexico City Blues: 242 Choruses. 1959.
Maggie Cassidy. 1959.
dt. Ausgabe: Maggie Cassidy. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1980, ISBN 3-499-14561-8.
Tristessa. 1960.
dt. Ausgabe Tristessa. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1965, ISBN 3-499-10725-2.
Lonesome Traveller. 1960.
deutsche Übersetzung von Hans Hermann: Lonesome Traveller Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1981, ISBN 3-499-14809-9.
The Scripture of the Golden Eternity. 1960.
dt. Ausgabe: Die Schrift der goldenen Ewigkeit. Sadhana, Berlin 1980, ISBN 3-922610-02-1.
Book of Dreams. 1961. (Erste ungekürzte Ausgabe: 2001)
deutsche Übersetzung: Traum-Tagebuch. Maro, Augsburg 1978, ISBN 3-87512-037-X. (Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1981, ISBN 3-596-25136-2)
Pull My Daisy: Text by Jack Kerouac for the Film by Robert Frank and Alfred Leslie. 1961. Pull my Daisy, Narration by Jack Kerouac for the Film by Robert Frank and Alfred Leslie. introduction by Jerry Tallmer. Steidl, Göttingen 2016, DNB 1114995649.
Big Sur. 1962.
deutsche Übersetzung: Big Sur. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-35042-1.
Visions of Gerard. 1963.
Desolation Angels. 1965.
deutsche Übersetzung von Otto Wilck: Book II: Passing Through: Engel, Kif und neue Länder. Roman. Melzer, Darmstadt 1967. (Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1971, ISBN 3-499-11391-0)
Satori in Paris. 1966.
deutsche Übersetzung von Hans Hermann: Satori in Paris. Melzer, Darmstadt 1968. (dtv, München 1971, ISBN 3-423-00750-8)
Vanity of Duluoz: An Adventurous Education, 1935–46. 1968.
deutsche Übersetzung von Hans Hermann: Die Verblendung des Duluoz. Eine abenteuerliche Erziehung, 1935–1946. übersetzt von Hans Hermann. Melzer, Darmstadt 1969. (Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1975, ISBN 3-499-11839-4)
Pic: A Novel. 1971.
Scattered Poems. 1971.
deutsche Übersetzung von Horst Spandler: Verstreute Gedichte. Stadtlichter Presse, Berlin 2004, ISBN 3-936271-20-8.
Visions of Cody. 1973.
Trip Trap – Haiku. 1973. Mit Albert Saijo und Lew Welch
deutsche Übersetzung von Stefan Hyner: Trip Trap. Haiku unterwegs. Stadtlichter Presse, Berlin 2007, ISBN 978-3-936271-37-9.
Heaven and Other Poems. 1977.
Pomes All Sizes. 1992.
Old Angel Midnight. 1993.
Good Blond & Others. 1993.
Selected Letters, Vol. 1, 1940–1956. 1995.
San Francisco Blues. 1995.
Book of Blues. 1995
Some of the Dharma. 1997
Atop an Underworld. 1999
Selected Letters, Vol. 2, 1957–1969. 2000
Orpheus Emerged. 2002
Book of Haikus. 2003
The Beat Generation. 2005 (Stück)
Book of Sketches. 2006
On the Road: The Original Scroll. Viking Penguin, New York 2007
deutsche Übersetzung von Ulrich Blumenbach: On the Road: Die Urfassung. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2010, ISBN 978-3-498-03550-1.
Wake Up: A Life of the Buddha. 2008.
deutsche Übersetzung von Ursula Gräfe: Lebendiger Buddha. Insel, Berlin 2011, ISBN 978-3-458-35706-3.
And the Hippos Were Boiled in Their Tanks. 2008. (zusammen mit William Burroughs)
deutsche Übersetzung von Michael Kellner: Und die Nilpferde kochten in ihren Becken. Nagel & Kimche, Zürich 2010, ISBN 978-3-312-00451-5.
The Sea Is My Brother. Roman. 2010.
deutsche Übersetzung von Michael Mundhenk: Mein Bruder, die See. Erzählung. Edel Germany, Hamburg 2011, ISBN 978-3-8419-0064-7.
Briefwechsel
Allen Ginsberg, Jack Kerouac: Ruhm tötet alles. Die Briefe. Rogner & Bernhard, Berlin 2012, ISBN 978-3-95403-001-9.

 

Quelle: Wikipedia.de

 

 

 

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