William S. Burroughs – 1914 – 1997 / Biografie
William Seward Burroughs wurde am 5. Februar 1914 in St. Louis, Missouri, geboren. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums der englischen Literatur in Harvard (1936) reiste er 1937 durch Europa und schrieb sich bei dieser Gelegenheit auch für ein Semester Medizin in Wien ein. Außerdem heiratete er pro forma eine Jüdin in Dubrovnik, um ihr die Emigration in die USA zu ermöglichen. 1938/39 besuchte er in Harvard Anthropologie-Vorlesungen. Dann schlug er sich als Kammerjäger und Barmixer, Journalist und Privatdetektiv durch, bis er 1942 seinen Militärdienst ableistete.
Im August 1944 erstach Lucien Carr (1925 – 2005) seinen ihm lästigen älteren Verehrer David Kammerer. Nachdem er die Leiche im Hudson River versenkt hatte, bat er William S. Burroughs und dessen Freunde Allen Ginsberg (1926 – 1997) und Jack Kerouac (1922 – 1969) um Hilfe. Kerouac erhielt von ihm eine Papierrolle, die er in einem Nachrichtenbüro mitgenommen hatte: So konnte Jack Kerouac schreiben, ohne durch das Einspannen eines neues Blattes unterbrochen zu werden. „On the Road“ entstand auf diese Weise. Es war die Geburtsstunde der sog. „Beat Generation“, zu der neben Jack Kerouac vor allem auch Allen Ginsberg und William S. Burroughs gehörten. Dabei handelte es sich um eine Gruppe von Schriftstellern, die gegen den Main Stream aufbegehrten und den von ihnen verworfenen Werten der Massengesellschaft eine radikale, durch Drogenmissbrauch und sexuelle Exzesse gesteigerte Individualität entgegenstellten.
Etwa zur gleichen Zeit wurde William S. Burroughs heroinabhängig und handelte in New York selbst mit dem Rauschgift. Ungeachtet seiner homosexuellen Neigungen, die er im Alter von sechzehn Jahren während eines Landschulaufenthalt in Los Alamos, New Mexico, entdeckt hatte, war William S. Burroughs mit Ilse Krabbe verheiratet und vermählte sich nach der Scheidung von ihr 1946 mit Joan Adams. Einige Zeit später unterzog er sich in Lexington, Kentucky, einer Entziehungskur, aber der Erfolg war nicht dauerhaft. Als er 1949 wegen Drogenbesitzes angeklagt wurde, setzte er sich nach Mexiko Stadt ab, wo er im Jahr darauf seinen Roman „Junky“ (1953) begann.
In Mexiko betrog Joan ihren Mann mit Lucien Carr, der wegen des Mordes an David Kammerer nur zwei Jahre in einer Besserungsanstalt hatte verbringen müssen.
Am Abend des 6. September 1951 konsumierte William S. Burroughs mit seiner Frau und mehreren Freunden Alkohol und Drogen. Dabei kam er auf die Idee, mit Joan den Apfelschuss Wilhelm Tells nachzuspielen. Versehentlich traf er sie jedoch in den Kopf und tötete sie. Den Schock versuchte er schreibend zu verarbeiten. So entstanden die ersten Entwürfe für den Roman „Naked Lunch“; weitere folgten ab 1953 in Tanger. Dort verfiel William S. Burroughs allerdings erneut der Heroinsucht. Durch eine weitere Entziehungskur in London kam er 1956 davon los, und es wurde ihm möglich, in Tanger ernsthaft weiter an seinem Roman „Naked Lunch“ zu arbeiten. Das Buch konnte zunächst nur in Paris veröffentlicht werden (Olympia Press, 1959). Erst 1962 war ein Verleger in den USA (Grove Press, New York) mutig genug, es ebenfalls zu versuchen, obwohl er sich damit zwei Gerichtsverfahren wegen der Verbreitung angeblich obszöner Inhalte einhandelte: eines in Boston und eines in Los Angeles. Das Verfahren in Los Angeles wurde nach einer Anhörung 1965 niedergeschlagen, aber das Gericht in Boston urteilte, der Roman „Naked Lunch“ sei obszön und dürfe deshalb nicht weiter verkauft werden. Die Anwälte des Verlags riefen daraufhin den Massachusetts Supreme Court an, und der kam 1966 zu dem Urteil, „Naked Lunch“ sei trotz einiger obszöner Passagen kein obszönes Buch.
Trotz seiner besonderen Gefährdung nahm William S. Burroughs an Timothy Learys Experimenten mit LSD teil. Um in einem anderen Umfeld von der erneuten Drogenabhängigkeit loszukommen, zog er nach dem Tod seines gleichnamigen Sohnes (1947 – 1981) 1982 nach Lawrence, Kansas.
Mit großem Erfolg wurde am 31. März 1990 im Thalia Theater in Hamburg die Oper „The Black Rider“ in einer Inszenierung von Robert Wilson uraufgeführt. Das Libretto hatte William S. Burroughs geschrieben; die Musik stammte von Tom Waits.
1991 musste er sich einer Bypass-Operation unterziehen. Am 2. August 1997 erlag William S. Burroughs in Lawrence, Kansas, einem Herzanfall.
William S. Burroughs: Bibliografie (Auswahl)
Junkie (1953)
Naked Lunch (1959)
The Soft Machine (1961)
The Ticket That Exploded (1962)
Nova Express (1964)
The Wild Boys (1971)
Exterminator (1973)
Interzone (1990)
The Ghost of Chance (1997)