Ist die Bezeichnung „Indianer“ diskriminierend?
Von Anette Kiefer
Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Die Sprache wandelt sich stetig und damit auch die Ansichten, die wir mit bestimmten Begriffen verbinden.
Der Ursprung der Bezeichnung „Indianer“ beruht auf einem historischen Irrtum – dass Christoph Kolumbus dachte, er sei in Indien an Land gegangen – und ist damit eine geografische Fehlbezeichnung. Das allein macht den Begriff aber nicht zur Diskriminierung.
Dennoch ist die Bezeichnung „Indianer“ belastet. Denn sie ruft immer Assoziationen wach, die stark von Klischees geprägt sind und mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Gerade in Deutschland verbindet man mit dem „Indianer“ zwar viele positive Eigenschaften – geprägt von Karl Mays Winnetou und Figuren wie der Zeichentrickserie Yakari.
Doch auch ein positives Stereotyp wird den Menschen dahinter, auch was ihre kulturelle Vielfalt angeht, nicht gerecht. Außerdem stammt der Begriff aus der Zeit des Kolonialismus und der so genannten Völkerschauen.
Viele Angehörige indigener Stämme empfinden den Begriff als problematisch oder sogar als kränkend.
Doch welchen Begriff soll man stattdessen verwenden? Viele Menschen bevorzugen den englischen Ausdruck „Native Americans“ (zu deutsch etwa „Gebürtige Amerikaner“). Dieser stammt aber aus der Verwaltungssprache der US-Behörden und wird deshalb von Teilen der Bevölkerung abgelehnt. In Kanada ist der Begriff „First Nations“ („Erste Nationen“) gängig, allerdings nur für die Völker auf kanadischem Territorium. Das Konstrukt „Indigene Völker Nordamerikas“ wird von vielen als sperrig und kompliziert empfunden und wirft oft die Frage auf, ob damit „die Indianer“ gemeint seien.
Auch hier gibt es also keine einfache Lösung.
Quelle: Planet Wissen